„So, deine Abenteuer sind zu Ende!“ – „Oh Nein! Das Leben… das Leben wird ein furchtbar aufregendes Abenteuer!“ – Hook (1991) „Na dann, auf auf ins Abenteuer!“

„Schatz, bist du ok? Geht’s bei dir, BeaBu?“ Trotz Schutzplane bin ich pitschnass. „Ich lebe noch und kann mich bewegen!“ japse ich durch einen hysterischen Lachanfall und kriege mich kaum wieder ein. Oh man, das müssen die Nerven sein…

Wir stehen am Ein- bzw. Ausgang vom Islands of Adventure der Universal Studios Orlando und mir bleibt die Spucke weg. „OMG! Schatz, es sieht aus wie in Jurassic Park 1! Du erinnerst dich, als die gerade ankommen und auf dieser großen Lichtung stehen und es diese Kameraführung über den riesigen See gibt? Da wo direkt gegenüber vom See mittig das Hauptgebäude steht und um den See alles mit Wald und Dschungel zugewuchert ist? Genau so sieht es hier aus, naja, bis auf den Unterschied, dass sich statt Wald und Dschungel hier die einzelnen Themenwelten befinden.“ Wir blicken auf den riesigen See und auf der gegenüberliegenden Seite steht wirklich das Jurassic Park-Hauptgebäude und ein Stückchen dahinter thront auf einer Klippe Hogwarts.

Kann ich?! Kann ich nicht?! Will ich?! Will ich nicht?! – Das Leben ist ein Gänseblümchen

„BeaBu, du wirst doch wohl eine Runde mit dieser lahmen Bimmelbahn fahren können??? Sieh dich nur mal um: da sitzt sogar eine Mutter mit ihrem Baby drin!“ Das hat ja auch keine künstlichen Kniegelenke und keine zerfressene Halswirbelsäule, denke ich mir bissig.
Als ich damals mit knapp 17 Jahren meine „neuen“ Gelenke bekam, warnten mich die Ärzte eindringlich davor, zu übermütig zu werden. Ich hatte starke Osteoporose und sie hatten größte Schwierigkeiten, die Gelenke in meine eierschalendünne Knochen einzuzementieren. Außerdem erzählten sie mir noch eine Horrorgeschichte von einem Typen, der mit seinen neuen Gelenken vom Traktor gesprungen war, mit dem Ergebnis, dass die Gelenke rausbrachen und er nie wieder laufen konnte. Von den Geschichten, die mir die Ärzte im Bezug auf meine Halswirbel erzählen, ganz zu schweigen. Deswegen war ich auch in den letzten 20 Jahren auf keinem Rummel, ich darf ja eh nichts fahren, wozu sich dann reizen? Aber die Universal Studios erschienen mir von vornherein als was ganz anderes, schließlich gab es hier auch noch anderes außer Fahrgeschäfte. Wobei so eine kleine Bimmelbahn nun wirklich nicht schaden kann.
„Aber Schatz, das ist doch voll peinlich! Da sind wirklich fast nur Kleinkinder dabei!“ versuche ich mich ein letztes Mal vor der Bahn zu drücken. „Das ist mir egal! Solange du dich darauf traust, BeaBu, bin ich dabei!“ Wir fahren also im Schildkrötentempo durch die Filmthemen-Welt. „Weißt du welcher Film das sein soll?“ – „Ich glaub, ich hab davon mal was gehört?! Auf deutsch heißt der: ,Ein Kater macht Theater‘, glaub ich zumindest.“
Nachdem wir uns unversehrt aus den Sitzen geschält haben, stellte ich fest, dass meine erste Fahrt nach 20 Jahren spektakulärer hätte sein können.
Ob ich es vielleicht doch riskieren sollte?

Mutig ist, wer seine Ängste überwindet

Wie im Mittelalter ist das Dorf Hogsmeade von einer Stadtmauer umgeben.
Sobald man durch das Tor schreitet, erblickt man den Hogwarts Express und man wird von der Titelmelodie von Harry Potter umspült. Das ganze Dorf ist nachgebaut und wir begaben uns auf Erkundungstour.
Als erstes überredete ich meinen Mann zu einem Butterbier. Absolut scheußlich! Aber dennoch, ich strahlte über beide Ohren: ich habe ein Butterbier getrunken!
Als nächstes kaufte ich mir eine echte funktionierende Schreibfeder und, natürlich, einen Gryffindor-Schal.
Aber das absolute Highlight erwartete uns in Hogwarts!

Das Schloss ist wie ein Museum aufgebaut. Abgesehen von dem ausgestellten Büro von Dumbledore und dem Porträt der fetten Dame, das so echt nach einem realen Ölgemälde aussah, dass, als es sich plötzlich bewegt hat, es mich fast zu Tode erschreckt hat, gibt es eine multidimensionale Actionfahrt namens „Harry Potter and the Forbidden Journey“. Das Stichwort hier lautet multidimensional. Es ist keine wirkliche Achterbahn. Also nichts mit Loopings und kopfüber oder so, und das hatte mich im Endeffekt überzeugt! Wir setzten uns auf eine Art Sitzbank im Bücherregal und bekamen einen massiven Achterbahn-Sicherheitsbügel über die Schultern. Da wurde mir schon mulmig und als nächstes hob sich der Sitz auch noch in die Höhe, so dass meine Beine in der Luft baumelten.
Ok, keine Panik! Wir sind hier in Amerika, die werden keine Multimillion-Dollar-Klage riskieren, wenn mir wirklich was zustoßen könnte! Ich hab mich ja extra vorab erkundigt!
Es war der absolute Wahnsinn! Das komplette Sichtfeld wurde durch die verschiedenen Szenerien komplett eingenommen. Egal wo man hinsah, es war, als ob man die „Landschaften“ erkundete. Zusätzlich bekam man durch die ganze Konstruktion ein so realistisches Gefühl, dass man wirklich durch die Geschichte fliegt, dass man tatsächlich vergisst, dass es nur eine Illusion ist. Wir flogen über die Ländereien von Hogwarts. Wurden beim Quidditch angerempelt und begegneten einem Drachen, der echtes Feuer spie, so dass mein Gesicht ganz warm wurde. Ich begegnete Aragog und seinen Nachfahren in ihrer immensen Größe und zu guter Letzt wurde ich fast Opfer eines Dementoren-Kusses.
Obwohl es hin und wieder etwas ruppiger zuging, blieb ich nicht nur unversehrt, ich hatte den Spaß meines Lebens!

„Übermut tut selten gut!“ – Mary Poppins (1964)

„Ach Schatz, du wirst doch wohl eine Runde mit diesem lahmen Schlauchboot fahren können?“ stichel ich meinen Mann und fahre fort: „Zugegeben, es ist keine so harmlose Fahrt wie mit der Bimmelbahn, aber wenn du dich nicht traust…“ Keine Minute später schippern wir mit unserem Schlauchboot durch die berühmten Tore vom Jurassic Park.
Gemütlich gleiten wir über das Wasser und erblicken mal hier, mal da veraltete Dinosaurier-Roboter, bis wir auf ein gigantisches „Lagerhaus“ zu steuern. Plötzlich werden wir steil auf den Rücken gelegt und einen nicht enden wollenden Berg hochgezogen. Leichte Panik ergriff mich, aber bevor sie überhand nimmt, kommen wir in einer überfluteten „Fabriketage“ an.
Alles ruhig und in schummriges Licht gehüllt, da beginnt sich am anderen Ende ganz langsam was zu bewegen und empor zu steigen. Ein gewaltiger, monströser, bestimmt 10 Meter großer T-Rex „erwacht aus dem Schlaf“ und baut sich zu voller Größe direkt vor uns auf. Da wurde mir schon mulmig, aber als er losbrüllte, dass es in meinen Ohren nur so schepperte, wurde mir richtig schlecht. Ich weiß, dass das alles Fake ist, ich bin ja auch kein Kind, aber durch die Atmosphäre und die enormen Windmaschinen plus der Tatsache, dass das Boot plötzlich Fahrt aufnahm und direkt auf das Vieh zusteuerte, war klar, dass jetzt noch irgendwas passieren wird. Und dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Gerade als wir beim T-Rex ankamen, schnellte das riesige geöffnete Maul auf uns hinunter, um uns „zu fressen“, und gleichzeitig rasten wir, wie aus der Pistole geschossen, aus der dunklen Lagerhalle ins grelle Tageslicht einen gigantischen Wasserfall hinunter.
Im „freien“ Fall hob es mich leicht aus meinem Sitz und rein intuitiv „klebte“ ich mir meine Schultern an die Ohren und verkrampfte total, um meine Halswirbelsäule vor dem kommenden Aufprall zu schützen. Keine Ahnung, ob das richtig war oder nicht! Ich weiß nur, dass ich pitschnass und bis auf den schlagartig begonnenen Lachanfall unbeschadet den wirklich heftigen Aufprall überstanden habe. Sowas mach ich nicht nochmal.
Multidimensional: ja! Sonst: im Leben nicht!

Am Ende des Tages verließen wir fix und fertig, aber glückselig die Islands of Adventure. Vor Müdigkeit konnten wir kaum noch die Augen offen halten und erst als wir im Auto die leere Donut-Schachtel erblickten, fiel uns auf, dass wir seit dem Morgen nichts mehr gegessen hatten. „Jetzt nen Burger und dann ab ins Bett!“
Dem blieb nichts zu erwidern. Außer: „Ob die eigentlichen Universal Studios morgen genauso spektakulär werden?“

À bientôt

Eure BeaBu

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