„BeaBu, du holst dir noch den Tod!“ schlägt sich A-Hörnchen die Hände über den Kopf. Ich?! Wieso?! „Das ist völlig unmöglich! Von mir dampft es!“ antworte ich süffisant lächelnd und zeige auf die aufsteigenden Wölkchen über meiner Haut. Tatsächlich verhält es sich nämlich mit meinem Immunsystem so, wenn mein Rheuma ruht, dann bin ich anfällig für jeden Sch$%&! Wenn ich dann zum Beispiel in einem überfüllten Riesen-Hörsaal jemanden in der hinterletzten Ecke niesen höre, denke ich mir: „Na toll! Danke! Jetzt darf ich drei Wochen mit einer Bronchitis rumlaufen, weil du Rotznase nicht einen Tag zum auskurieren zu Hause bleiben konntest!“ Und so trifft es dann auch zu und ich liege minimum drei Wochen flach. Aber wenn ich, von Rheuma total überhitzt, im Bikini auf der schneebedeckten Terrasse nur mit einem Fellmantel über meinen Schultern sitze und es wortwörtlich nur so von mir dampft, passiert rein gar nichts, außer das ich eine Attraktion für alle umstehenden bin. So geschehen unter anderem auf der Klassenfahrt nach Prag…
Kennenlernen mal anders
„Ich bin voll am A#$&@!“ schluchzt es vor meiner Klokabine, in der ich gerade mit drei Zehntklässlerinnen heimlich meine Pausen-Zigarette beim neuesten Schulgossip genieße. (Ja, ich hab mit über 20 Jahren immer noch hin und wieder heimlich auf der Schultoilette geraucht! Die Klassenraum-Planung hat es mir nicht immer ermöglicht, sowohl eine Pause als auch einen Raumwechsel gleichzeitig hinzubekommen. Somit nahm ich dann die „Abkürzung“ über die Schultoilette.)
Jedenfalls, neugierig, wie ich bin, strecke ich meinen Kopf aus der Kabine und erblicke eine zu dem Zeitpunkt mir noch fremde, völlig aufgelöste, weinende und fluchende A-Hörnchen. Es hat keine 5 Minuten gedauert, da habe ich ihr geholfen sich zu beruhigen und die Sache aufzuklären. (Sie hatte aufgrund von fehlkommunizierten Angaben völlig schuldfrei ihre Leistungskurs-Klausur verpasst. Ich schickte sie direkt zum Direktor, um die Sache zu regeln, was ihr auch gelang.)
Monate vorher entdeckte ich in meinem Musik-Leistungskurs beim Analysieren eine ziemlich offensichtliche Modulation. Jedenfalls machte ich mit dieser Entdeckung anscheinend einen gewaltigen Eindruck nicht nur auf die Lehrerin, sondern auch auf den mir bis dahin fremden B-Hörnchen.
Das war es dann aber auch! Mehr hatte ich dann mit den beiden vorerst auch noch nicht zutun gehabt.
Freunde über verschneite Umwege
„Ich drehe um! Ist mir egal, wie lange wir jetzt mit dem Bus hierher gebraucht haben. Ich bleib einfach sitzen und fahre direkt zurück!“ Horrorgedanken über Horrorgedanken drehen sich in meinem Kopf. Beim Anblick der riesigen Schneemassen wird mir regelrecht schlecht! Wie konnte ich auch nicht bedenken, dass in Prag Anfang März noch Schnee liegen könnte??? Wir sind gerade mit dem Bus bei der Jugendherberge angekommen, die wir im Nachhinein als „Schlumpfendorf“ bezeichnet haben, da sie aus einem Haupthaus und vielen kleinen Einzelhütten wie ein kleines Dorf angelegt war, und alles ist mit meterhohem Schnee bedeckt. „Ich werde keinen Meter weit kommen. Das ist eine Katastrophe!“ drehen sich meine Gedanken weiter, und ja, das war wirklich eine Katastrophe, denn eigentlich wollte ich die Klassenfahrt nutzen, um endlich besser und schneller in die neue Klassengemeinschaft aufgenommen zu werden, indem ich mich von meiner lockeren und unkomplizierten Seite präsentieren wollte. „Ja, das wird super unkompliziert mit mir im Schnee! Ich schaff es wahrscheinlich nicht mal aus dem Bus!“ Da stehen plötzlich A-Hörnchen und B-Hörnchen grinsend vor mir: „Na, BeaBu, brauchst du Hilfe? Keine Widerrede! Wir packen dich jetzt, einer links, einer rechts, unter dem Arm, und dann machen wir das schon!“ Ich bin Baff! Und ohne zu zögern setzen sie ihre Worte in die Tat um und ich schaff es unbeschadet aus dem Bus.
Die gesamte Klassenfahrt über kamen A-Hörnchen und B-Hörnchen jeden morgen zu meiner Hütte und begleiteten mich über´s Eis zum Frühstück ins Haupthaus, und egal wann ich vor die Tür trat, standen sie gefühlt schon parat. Ich musste nicht bitten und ich wurde nicht gefragt. Es war so natürlich, selbstverständlich und leicht, es war fantastisch. Abgesehen von den Wegen wurden wir auch über den Tag ein eingeschworenes Trio und feierten gemeinsam die Abende durch. Lustigerweise stellten ich und A-Hörnchen sogar fest, dass wir einen fast gleichen Wintermantel mitgenommen hatten, aber im Gegensatz zu mir wurde A-Hörnchen immer darauf angesprochen, wieso sie BeaBu´s Mantel trägt, sobald wir mal nicht zusammen unterwegs waren.
Hitzewallungen im Schnee
Eines Abends, die Klassenfahrt war fast vorbei, wollten wir gerade anfangen, unser all-abendliches Sit-in vorzubereiten, da bemerke ich, wie in mir die Hitze aufzusteigen beginnt .
Das ist ein Phänomen wie kein anderes: Seit meinem ersten Schub 1995 passiert es hin und wieder, dass mein ganzer Körper plötzlich heiß wird, als hätte ich spontan 42 Grad Fieber und jedes bisschen Haut, was nicht von Stoff bedeckt wird, anfängt zu dampfen.
Jedenfalls bemerke ich, wie ich anfange zu schwitzen und mir die Hütte viel zu warm wird, und das, obwohl ich bereits nur in T-Shirts und Minirock dastehe. In Windeseile wechselte ich mein T-Shirt in mein Bikini-Oberteil, zog meine Stiefel über, packte meinen Mantel locker über die Schultern und trat aus der Hütte auf die Terrasse raus. Was für eine augenblickliche Erleichterung! Ich wollte mich eigentlich nur fünf Minuten auf die Bank vor der Tür setzen, um nicht die ankommenden „Gäste“ zu verstören, aber gerade, als ich mich hingesetzt habe, erschienen A-Hörnchen und B-Hörnchen mit der restlichen Truppe. „Nein, ich hole mir nicht den Tod! Ich bleibe nur ein paar Minuten, bis die erste Hitze anfängt abzuklingen! Solange ich dampfe, werde ich auch nicht krank! Genießt die Piepshow, sowas seht ihr bestimmt kein zweites Mal!“ – „Oh ja! Das kannst du laut sagen, BeaBu!“ und lachend betraten wir alle die Hütte zum feiern.
À bientôt
Eure BeaBu
sehr cool 🙂