„Das Leben ist wie eine Schachtel Pra…“ Forrest Gump (1994) – „Ach, red doch nicht von Sachen von denen du keine Ahnung hast“ Das Beinahe-Hochzeitsfiasko Teil 1

„Von welchem Planeten kommen Sie denn?!?“ Da war er, dieser ungläubige, arrogante, herablassende Blick eines Oberarztes ohne Peilung! Hätte der Herr nämlich Ahnung von welchem Planeten ich komme, so wäre er mir in den Allerwertesten gekrochen wie alle Mediziner, um die OP durchführen zu dürfen, um die ich ihn jetzt voller Verzweiflung anflehte! Fehlanzeige: OP-Termin frühestens erst in 6 Wochen! Und da war sie, meine persönliche Hölle! Meine jüngere Schwester heiratet in 8 Tagen, morgen ist Junggesellinnenabschied, ich habe seit knapp zwei Monaten einen neuen Job und bin noch in der Probezeit und außerdem passt es mir so gar nicht, dass ich jetzt OP Nummer 27 (28? 29?) hinter mich bringen muss! Keine Ahnung welche genau, ich hab nach Nummer zwanzig aufgehört zu zählen. Von den peinlichen Umständen, die dazu geführt haben, mal ganz zu schweigen: ich wollte doch einfach nur kurz vor Feierabend noch mal schnell zur Toilette…

Wegen der bevorstehenden Hochzeit war ich fleißig am Überstunden sammeln, um ein gutes Zeitfenster zum Abbummeln aufzubauen, somit war ich bereits seit einer Stunde die letzte aus meiner Abteilung, die noch am arbeiten war. Ich rief meinen Mann an: „Hey Schatz: ich muss eh in einer Stunde spätestens Schluss machen, also wenn du in ca. 45 min hier wärst und mich abholst, wär das super!“ Ich legte auf und überlegte, was ich in der Zwischenzeit noch erledigen müsste: den Antrag hier noch abschließen, hmm, vielleicht schaff ich noch die eine Liste fertigzustellen. Oh und noch die Post wegbringen und eigentlich müsste ich Pipi! Da der Postraum sich direkt neben der Toilette befand, beschloss ich schnell den Antrag fertigzustellen, dann die Post wegzubringen, auf dem Rückweg auf Toilette zu gehen und bis mein Schatz mich abholt die Liste zu bearbeiten. Es lief auch alles wie am Schnürchen, bis ich auf Toilette ging! Beim Hinsetzen verschätzte ich mich um vielleicht 5 cm in der Höhe und krachte das letzte Stück voll Karacho auf die Toilettenbrille. Ergebnis: Toilettenbrille gesprungen und Hintern eingezwickt! Aber das schlimmste entdeckte ich erst, als ich versuchte, wieder aufzustehen, mein linkes Knie war ausgerenkt und begann höllisch zu schmerzen. Intuitiv tastete ich nach meinem Handy und leichte Panik ergriff mich, ich hatte es auf dem Schreibtisch liegen gelassen, ich dachte ja auch „ich bin gleich zurück“! Und nun? Kein Mensch mehr da, mein Schatz kommt ohne meine Schließkarte nicht ins Gebäude und ich, ich sitze mit runtergelassener Hose auf Arbeit und weine! So saß ich eine gefühlte Ewigkeit da, bis die Putzkolonne mich fand und mir unter der Toilettentür mein Handy durchreichte! Zuerst rief ich meinen Mann an und danach die Feuerwehr. Das die mich überhaupt ernstgenommen haben war für mich ein Wunder, denn bei der Schilderung, was passiert ist, vermischten sich mein Schmerz und die Idiotie meiner Situation zu einem hysterischen Lachanfall! Vielleicht hat das erst recht die Notlage untermalt, denn keine 10 Minuten kamen die Rettungssanitäter (mit meinem Mann im Schlepptau) bei mir an! Nachdem die halbe Toilette auseinander genommen und ich ordentlich betäubt wurde, kam ich ins Krankenhaus. Diagnose: Inlaybruch im künstlichen Kniegelenk! Übersetzung: Bettlägerig bis Ersatzteil im Knie ersetzt wird oder noch besser gesagt, wenn ich nicht innerhalb der nächsten 4 Tage operiert werde, bin ich im Ar….!

…„Sie werden in der ganzen Stadt niemanden finden, der Sie früher operieren wird!“ Und mit diesen Worten verlässt der Oberarzt schnaubend das Zimmer! Ok, was jetzt? Meine anwesende Mutter droht im Selbstmitleid zu zerfließen, mein Mann und meine Schwester warten telefonisch auf ein Update, aber diese Information will ich gar nicht erst weiterleiten, ohne alle Alternativen ausgeschöpft zu haben! Und da kommt mir die zündende Idee: ich ruf bei meinem Haus- und Hof-Chirurgen an, den, der mich auf die Beine gestellt hat und seitdem X-Mal operiert hat! Das ganze hat allerdings gleich zwei Haken: 1. Es ist Urlaubszeit und es ist somit höchst fraglich, ob er nicht verreist ist, und 2. Selbst wenn er vor Ort ist, bedeutet in dem Fall „vor Ort“ immer noch 800 km entfernt! Aber hey, was soll’s? Sollen die mich doch ggf. dorthin transportieren und dort operieren. Egal wie, Hauptsache zackig, damit ich nicht die Hochzeit meiner Schwester ruiniere und meine Probezeit nicht mit unnötiger Abwesenheit gefährde! Solange ich Mittwochabend wieder zuhause bin ist alles safe!
Binnen Sekunden habe ich meinen Chirurgen am Telefon: „Hallo BeaBu, lass mich raten: Wenn es nach dir ginge, wäre die OP am besten gestern schon gewesen? Das ist aber auch wirklich ein besch….. Timing!“ Und er fängt tatsächlich an zu lachen. Meine gesamte Anspannung löst sich in Luft auf: ja, genau dafür liebe ich ihn, der checkt meine Problematik sofort. Meine Ansprüche sind also doch nicht so abwegig und unverständlich, um mir vorwerfen zu lassen, ich stamme nicht von der Erde! Bleibt noch die Frage der Umsetzung, und als hätte er meine Gedanken gelesen, fährt er fort: „Ich hab in deiner Nähe einen Studienfreund, der ist Chefarzt im Krankenhaus XY. Ich hoffe nur, er ist nicht gerade im Urlaub! Ich melde mich gleich wieder bei dir!“ Mein Held, der mir den Hoffnungsschimmer gibt, den ich so sehr benötige! Nicht einmal 10 Minuten später kam der rettende Anruf: „BeaBu, lass dich sofort ins Krankenhaus XY verlegen. Herrn Prof. Dr. Chefarzt ist es eine große Ehre, dich noch heute zu operieren!“ Na geht doch!
Ganz so einfach war es dann aber doch nicht! Zwar war der Gesichtsausdruck vom Oberarzt samt Stationsschwester unbezahlbar, als ich sie in Kenntnis gesetzt habe, mich verlegen zu lassen, aber mit Entlassung, Transport und Voruntersuchungen war es bereits 17 Uhr, als sich der Assistenzarzt bei mir meldete und mitteilte, dass, da sich der Tag so in die Länge gezogen hat, der Chefarzt mich am Montag als erstes operieren wollen würde, um geistig und körperlich fit zu sein. Ich fing an zu rechnen: Montag OP, dann Mittwoch Schläuche ziehen und Donnerstag früh entlassen werden. Mist, könnte knapp werden! Sehr knapp, da die standesamtliche Trauung für Donnerstag 11.00 Uhr angesetzt war. „Richten Sie bitte ihrem Prof. Dr. Chefarzt aus, ich danke für die schnelle Hilfe, Montag ist mir sehr recht!“ Ja, es ist mir Recht, denn Montag ist bei weitem besser als in 6 Wochen.

Fortsetzung folgt…

À bientôt

Eure BeaBu

 

Ein Gedanke zu „„Das Leben ist wie eine Schachtel Pra…“ Forrest Gump (1994) – „Ach, red doch nicht von Sachen von denen du keine Ahnung hast“ Das Beinahe-Hochzeitsfiasko Teil 1

  1. Andrea Wissel sagt:

    Hi BeaBu,
    danke für diesen weiteren Einblick in dein Leben 🙂
    ich bin gespannt wie es weiter geht und freue mich auf nächste Woche Sonntag oder wann immer die Fortsetzung erscheint
    liebe Grüße
    Andrea

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