„Alice kann tun, was immer Alice möchte!!!“ – Alice im Wunderland 2: Hinter den Spiegeln (2016) „Oh und ich anscheinend auch…“

„BeaBu, wir steigen hier in die U-Bahn und fahren 20 Minuten bis direkt vor den Billardsalon. Schaffst du das?“ Hmm, schaff ich das? Ich schaue aus dem Fenster des Restaurants, in dem wir, meine Beste, ihr Freund und ich gerade noch zu Abend essen. Die U-Bahnstation ist nicht mal 100 Meter entfernt und ich fang an zu lachen „Na klar schaff ich das!“ antworte ich ganz großkotzig.
Hätte ich bloß den Mund gehalten! Denn gerade als wir beim U-Bahnhof ankommen, sagt Madame plötzlich: „Nicht dieser Eingang! Der da hinten! Geht das noch?“ Um mir nicht die Blöße zu geben, mach ich im selben Stil breitspurig weiter: „Ach, selbstverständlich geht das!“ (Was kostet die Welt? Ich zahl´s!)
20 Minuten später war der „Da-hinten-Eingang“ immer noch nirgends zu sehen. (FUUuuuuuaaaaaa) „BeaBu, alles ok? Wir hätten doch lieber ein Taxi nehmen sollen!“ Der Freund meiner Besten schaut mich leicht skeptisch an. Tja – und da war er wieder, der kleine Unterschied in meinem Leben!

Frage: Wie weit kann BeaBu heute laufen?

Rechenweg:
500m zusätzlich in guten Zeiten ≙ 5m
500m zusätzlich in schlechten Zeiten ≙ 42,195 km
500m zusätzlich, wenn es mir weder gut noch schlecht geht ≙ x

Antwort: Dieser unberechenbare Faktor X hat mir schon so einige Abenteuer beschert!

„Hab ich euch je von der Expo2000 erzählt?“ frage ich schnaufend aber augenzwinkernd.
„OMG! Wenn ich DAS überlebt habe, überlebe ich ALLES!
Ich war damals 17 und es waren gerade mal neun Monate vergangen, seitdem ich mit zig OPs meine vier Jahre Rollstuhlzeit überwunden hatte, indem ich wieder komplett neu laufen lernen musste.
Und was macht man mit seinen neu wiedergewonnenen Fähigkeiten? Na klar, man fährt zum Klassenausflug (noch auf Krücken) auf ein 160 Hektar großes Messegelände! Klingt logisch? Nein? Für mich mittlerweile auch nicht! Aber damals… Na ja ich wollte eben mit dabei sein und im Rollstuhl ging es meistens nicht. Aber auf Krücken war ich frei! Natürlich wäre im Zuge der guten Inklusion niemandem in den Sinn gekommen, mich vor meinem eigenen Unsinn zu bewahren! Aber die Höhe war ein Typ aus der Parallelklasse, der sich extra die Krücken seiner Oma „ausgeliehen“ hatte, um nirgendwo anstehen zu müssen!

Das Ergebnis der Expo2000 im Vergleich:

Der Typ musste wirklich nirgends anstehen, wurde von A nach B von irgendwelchen Mitarbeitern im Golfkart mitgenommen und hatte es geschafft, fast die gesamte Expo zu sehen. – Er hatte einen Supertag!

Ich hingegen wurde nirgendwo vorgelassen, habe nicht eine einzige Ausstellung gesehen und kam zwar mit dem Shuttlebus an das andere Ende des Messegeländes, aber zurück wurde ich ,wegen Überfüllung´ jedes Mal am Rand stehen gelassen.
– Ich glaube, der Typ hat den Vergleich gewonnen.

Jedenfalls ging mir am anderen Ende der EXPO nur noch ein Gedanke durch den Kopf: ,Wie zur Hölle komme ich wieder zum Ausgang?´ Da fiel mir die Seilbahn über meinem Kopf auf. Praktisch: Der Eingang war nur ca. 50 Meter entfernt! Die Richtung stimmte auch schon mal und die Fahrt über würde ich mich entspannen, die Aussicht genießen und könnte wenigstens behaupten: ,Ich war auf der Expo2000 und habe sie aus der Luft gesehen!´ Ach ja, immer diese herrlich romantischen Vorstellungen!

Die Realität:

a) Die verdammte Gondel hält weder beim Ein- noch Aussteigen, was es eigentlich unmöglich für mich macht, sie zu betreten bzw. wieder zu verlassen und b) das vermaledeite Ding wackelt während der gesamten Fahrt und hat keine Türen!

Verzweifelt genug, wollte ich mir das doch mal aus der Nähe anschauen, ganz nach dem Motto: ,Schauen kostet ja nichts` und SCHWUPPS – saß ich ganz plötzlich drin und wackelte zig Meter über dem Erdboden in dem Ding ohne Türen, ohne Stoppschalter und ohne Möglichkeit, dort je wieder alleine aufzustehehn geschweige denn alleine rauszukommen.

Aber hey, ich saß und fuhr in Richtung Ausgang! Aber von wegen entspannt die Aussicht genießen: In meiner Panik konnte ich nicht eine Sekunde an etwas anderes denken, als an eine Strategie, wie ich am Ende der Fahrt lebendig und ohne gebrochene Knochen aus der Gondel steige, um nicht bis ans Ende meiner Tage über der Expo2000 im Kreis zu schweben.
Und da war die Fahrt auch schon vorbei! Die Ausstiegsplattform näherte sich und nach drei Versuchen, selber aufzustehen, griff ein starker Arm in die Gondel und zog mich raus. Dabei rutschte ich auf dem Gehsteig aus und der starke Arm fing mich im Flug auf, während meine Krücke einem wild fotografierenden Asiaten an den Kopf flog! Wie peinlich!
Der starke Arm gehörte einem voll süßen Typen und als ich noch rot anlief und ,Danke` stammelte, lud er mich schon auf eine Tasse Kaffee in der Eingangshalle ein, zu der praktischerweise die Seilbahn direkt geführt hatte. In dem Café verbrachte ich die restliche Zeit bis zur Heimreise (natürlich ohne Typ, der wollte schließlich die Expo sehen).

„Wahnsinn! Aber da ich BeaBu schon seit Jahren kenne, weiß ich das man ihr alles zutrauen kann. Es ist immer ziemlich interessant, mit ihr zusammen ihre Grenzen auszutesten!“ Mit diesen Worten betrat ich zwar  fix und fertig aber mit stolz geschwollener Brust den richtigen U-Bahn Eingang und wir fuhren zum Billard spielen.

À bientôt

Eure BeaBu

 

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